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Nationalratspräsidentin und ehemalige Frauenministerin Barbara Prammer ist Anfang August an ihrem Krebsleiden verstorben. Die 60-Jährige Sozialdemokratin galt unter anderem als engagierte Antifaschistin, in ihrer Amtszeit hat sie die Demokratiewerkstatt ins Leben gerufen. Ein Nachruf (unter vielen) findet sich hier.

Der Frauenring hat eine Petition für geschlechtergerechte Sprache gestartet. Über 2.100 Menschen haben sie bereits online unterzeichnet. Eine Stellungnahme zum Brief der 800 in der Krone gibt es mittlerweile auch vom Institut für Germanistik der Uni Wien.

Gesundheitsminister Stöger möchte Abtreibungen endlich auch in Vorarlberg und Tirol in öffentlichen Spitälern angeboten sehen. Über eine furchtbare Stellungnahme dazu vom Leiter der Uniklinik Innsbruck schreibt Beate Hausbichler.

Die Sommer-Ausgabe der an.schläge widmete sich dem Schwerpunktthema Veganismus. Einige Artikel gibt es online nachzulesen.

Der Spiegel berichtet über minderjährige Flüchtlinge aus Mittelamerika.

Das Magazin Datum hat Clemens Lahner, den Anwalt von Josef S. interviewt. Josef S. wurde im Zuge der Proteste gegen den Wiener Akademikerball verhaftet  und schließlich verurteilt.

Über den Prozess gegen Josef S. und die österreichische Justiz hat die Frankfurter Rundschau einen treffenden Artikel veröffentlicht.

Das Projekt „Prozessreport“ berichtet online von Prozessen, im September startet der Fluchthilfeprozess gegen acht Refugees.

Sexarbeit: Lohnsteuer ja, Arbeitsrechte nein“ – Über die Ausgrenzung von Sexarbeiterinnen im Wiener Bezirk Floridsdorf.

Mahriah und Heike haben auf Radio Orange über das Wiener Femcamp gesprochen.

Hilfreiche Tipps für Journalist_innen

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Auf Leitmedien.de finden sich übersichtliche und leicht verständlich formulierte Informationen für Journalist_innen, die über Menschen mit Behinderungen berichten. Hier kann mensch z.B. nachlesen, wie die verschiedenen Bezeichnungen für Behinderungen/Beeinträchtigungen diskutiert werden und sich gewandelt haben, warum die Barrieren im Alltag die Behinderung darstellen und warum Sie einen Menschen, der „an den Rollstuhl gefesselt“ ist, losbinden sollten.

Berichte über Gewalt an Frauen, die sehr problematische Begriffe und Formulierungen beinhalten, stehen in Österreich an der Tagesordnung. Die MA57 der Stadt Wien hat eine Broschüre veröffentlicht, die eine Einführung in verschiedene Themenbereiche gibt und zeigt, wie sensible Berichterstattung über Gewalt an Frauen ausschauen könnte.

Eine kurzen Überblick über den korrekten sprachlichen Umgang mit rechtsextremistischen bzw. rassistischen Straftaten findet ihr hier, besser ist es, euch dieses Buch zu besorgen: „Wie Rassismus aus Wörtern spricht„. Außerdem solltet ihr regelmäßig dieses Blog lesen, wo immer wieder Beiträge über rassistische Sprache in deutschen Medien zu finden sind.

Update, Hinweis einer Leserin: Informationen zur Berichterstattung über Trans*menschen.

Ansonsten gilt: Viele gute Texte dazu findet ihr auf den Blogs, die ich in meiner Blogroll verlinkt habe, eine tolle Link-Liste zu verschiedenen Intiativen hat die Mädchenmannschaft.

BEEF! Fleisch ist sein Gemüse?

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Das Koch-Magazin „Beef“ hat vor Kurzem von der Diestandard-Redaktion eine Zitrone verliehen bekommen. Ellen Hoppenbrouwers und Nina Kowalczyk haben sich das „Beef“ ebenfalls angesehen und sich Gedanken über die Verbindung von Fleischkonsum und Männlichkeit gemacht:

BEEF! Fleisch und Männer

FLEISCH IST SEIN GEMÜSE?

Männer haben das Kochen als Hobby entdeckt. Es ist eine produktive Tätigkeit, die zufrieden und satt macht. Doch wie holt man das Kochen aus dem „Fraueneck“? Zuerst eroberten die Männer das Grillen, das bis heute eine typische Männerdomäne zu sein scheint. Die Verbindung von rohem Fleisch, Feuer und (potenzieller) Gefahr stützt das archaische Bild des Steinzeit-Jägers. Durch die Technik hat sich für Männer der Fokus beim Kochen verschoben und die Attraktivität der Lebensmittelzubereitung gesteigert. Kochen wird hier nicht als Alltagsbeschäftigung, sondern als Event verstanden. Dabei ist Fleisch das Herzstück von Männlichkeit in der Küche. Der technische und handwerkliche Aspekt wird konstruiert durch Feuer, Männlichkeit und Gefährlichkeit. Es geht darum, ein „erlegtes“ Tier formvollendet zuzubereiten.

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Alles neu

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Wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, hat die Denkwerkstatt ein neues Design bekommen. Das Motto: Keep It Simple! Wenn es dazu Anmerkungen gibt oder ihr bemerkt habt, dass mit eurem Browser etwas nicht so angezeigt wird, wie das eigentlich der Fall sein sollte, dann postet das bitte hier. Die neue Adresse lautet übrigens: www.denkwerkstattblog.net – bitte um Aktualisierung!

Und: Die Denkwerkstatt wurde von der Mädchenmannschaft nominiert: Bis Ende Jänner kämpfe ich mit anderen tollen Bloggerinnen um den Titel „Bloggerin des Jahres“ (bzw. „Bloggermädchen“). Die Konkurrenz ist beachtlich — wenn ihr dennoch für uns stimmen wollt, könnt ihr das hier tun (links oben auf der Seite).

Apropos Blog: Auf den feministischen Blogs hat sich wieder einiges getan. Dringend ans Herz legen möchte ich euch den Beitrag von Paula: „Nein heißt NEIN! – oder ‚Friend-Zone‘ my Ass„, der sich mit dem „netten guten Freund“ auseinandersetzt. Auch Nadine von der Mädchenmannschaft hat einen Beitrag zu den „Nice Guys“ veröffentlicht.

Feminist Mum berichtet über ihr Still-Dilemma, Ulli macht sich Gedanken über die
(Selbst-)Bezeichnung Mädchen“ und auf der Missy Magazine Website könnt ihr den Gastblog der „ARGE Dicke Weiber“ nachlesen.

Zum Abschluss zwei Texte für alle Binnen-I Kritiker_innen: Diestandard.at berichtet über die Blogbeiträge des Sprachwissenschafters Anatol Stefanowitsch, der das generische Maskulinum genauer betrachtet hat und zum Schluss kommt: „Sprache diskriminiert“ und „Frauen natürlich ausgenommen„.

nomen est omen

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gilt. Zum Beispiel in Italien, wo Mädchen, laut Standard nicht mehr Andrea heißen dürfen, weil Andrea ein Bubenname sei und ein Mädchen so zu nennen, würde Verwirrung ob des Geschlechts auslösen und das sei gegen das Interesse von Mädchen. Na ja, ich weiß nicht. Es gibt in Kroatien ein Dorf, das so heißt wie ich und dennoch hat das nie Verwirrung bei mir ausgelöst, ob ich vielleicht nicht doch ein Dorf bin.

Es gibt ein Kinderbuch von Oliver Wenniges mit dem Titel Prinzessin Horst. Folgendes Bild ist daraus:

Vielleicht wäre eine italienische Übersetzung davon nicht schlecht.

Scheidungsdrama und Beziehungsstreit

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„Zwei Tote nach Scheidungsstreit in Österreich“ – diese Schlagzeile ist mir heute auf orf.at begegnet. Und was ist da eigentlich wirklich passiert? Ein 52-jähriger Mann hat seine Ehefrau ermordet, weil diese die Scheidung einreichen wollte; nach der Tat hat er sich erhängt.

Was erzählt uns die Schlagzeile aber? Zwei Menschen sind in einen Streit geraten, beide haben diesen Streit nicht überlebt. Solche Formulierungen, die in den Medien häufig zu finden sind, wenn Männer ihre Frauen ermorden oder verletzen, verschleiern den eigentlichen Gewaltakt und den Täter.

„In Haringsee (Bezirk Gänserndorf) hat ein Scheidungsstreit mit Mord und Selbstmord geendet“, lautet der nächste Satz der Meldung. Was in dieser Formulierung mitschwingt, ist eine Mitverantwortung der ermordeten Frau: Die beiden sind in einen Streit geraten (woran möglicherweise sie Schuld trug, schließlich wollte sie die Scheidung einreichen), das (unausweichliche) Ende war eine Gewalttat.

Tatsache ist: Was auch immer zuvor passiert ist, nichts rechtfertigt ein Gewaltverbrechen.

Gewalt gegen Frauen, die aufgrund des Machtgefälles zwischen Männern und Frauen System hat, wird mit Bezeichnungen wie „Ehedrama“, „Scheidungsdrama“ oder „Beziehungsstreit“ zusätzlich verharmlost und auf eine private, individuelle Ebene transformiert. Erst kürzlich zeigte ein UNO-Bericht, dass Männer stärker von Gewalt im öffentlichen Raum, Frauen von Gewalt in der Familie betroffen sind: „‚Die überwiegende Mehrheit der Opfer von Gewalt in der Familie oder durch einen Partner waren Frauen‘, berichtete die UNO. In Europa waren fast 80 Prozent aller Menschen, die von einem aktuellen oder ehemaligen Partner umgebracht wurden, Frauen.“ (diestandard.at)

Die interessanteren Aspekte nach solch tragischen Ereignissen sollten in den Chronik-Berichten also vielmehr die Frage nach Gewaltschutz und patriarchalem Machtgefälle sein und nicht, wie das Haus der Familie ausgesehen hat oder wie sich die Tochter gefühlt hat, nachdem sie die Leiche der Mutter gefunden hat.

Wer von häuslicher Gewalt betroffen ist oder glaubt, diese in seinem/ihrem Umfeld beobachtet zu haben, kann sich übrigens anonym und rund um die Uhr an die kostenlose Frauenhelpline wenden.

Die totale Banalisierung

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Saturday Night Fever, Bauer sucht Frau, Das Geschäft mit der Liebe, Teenager werden Mütter – der österreichische Privatsender ATV landet mit seinen Reality-Formaten einen Quotenhit nach dem anderen. „Hemmungsloses Unterschichtenfernsehen“ nennt das die Zeit, wenn sich Halbwüchsige vor der Kamera betrinken und einsame Wiener in der Ukraine nach jungen, heiratswilligen Frauen suchen.

Neben dem enormen Unterhaltungswert und Fremdschäm-Potenzial ist den Sendungen vor allem der ausufernde Sexismus gemein. In „Saturday Night Fever“ werden etwa Molti, Spotzl, Pichla und Eigi bei ihren Sauforgien begleitet, die vordergründig ein Ziel haben: gutaussehende Frauen „aufreißen“. Im aktuellen Special „Beachparty, Oida“ durften die Jungs sogar acht Mädchen für eine gemeinsame Reise nach Kroatien auswählen. Nachdem die vier Niederösterreicher bisher (im Rahmen der Sendung) wenig Erfolg bei Frauen hatten, sollte auf diesem Wege nachgeholfen werden, erzählt uns die Sprecherin.

Natürlich möchten 19-jährige Männer nur in den seltesten Fällen auch wirklich jemanden kennenlernen, wenn sie sich in einer gleichgeschlechtlichen Gruppe betrinken und fremden Frauen unbeholfen obszöne Fragen stellen. Vielmehr wird in diesen Ritualen die eigene Männlichkeit hergestellt und von Gleichaltrigen bestätigt – Frauen herablassend zu behandeln und mithilfe sexistischer Sprache ein Machtgefälle zu produzieren, ist da integraler Bestandteil.

Eigi dabei zuzusehen, wie er (völlig weggetreten) von einer Bikini-Schönheit nach der anderen eine Abfuhr kassiert, macht jedenfalls jede Menge Spaß. Und dass sich genügend junge Frauen im Bikini in der Nähe der Partyhelden befinden, dafür sorgt ATV. „Do kummt ma her, bestellt ma sich eine Wodka-Flasche und dann kumman die Weiba auch, i glaub, die sind einfach bei der Wodka-Flasche dabei“, so drückt es Pichla in Folge 4 aus.


Eigi und die Bikini-Girls

Das Schlimme daran sind eigentlich gar nicht die (oftmals bemitleidenswerten) Typen, die ATV vor die Kamera holt, sondern die Inszenierung durch die Sendungsverantwortlichen. Die Hauptdarsteller der jeweiligen Formate werden zwar laufend der Lächerlichkeit preisgegeben, aber auch zu Identifikationsfiguren und Sympathieträgern gemacht. Molti, Langhammer und Co sind vielleicht Idioten, aber auch unglaublich liebenswert, erzählen uns die Formate. Wenn Spotzl und Eigi ihren „zickigen Weibern“ entkommen und endlich willige Frauen finden, die kein Deutsch verstehen, freut man/frau sich als Zuseher_in.

Noch fataler kommt dieses Prinzip in „Das Geschäft mit der Liebe“ zum Tragen. ATV begleitet Wiener in die Ukraine, nach Tschechien und Rumänien, wo es noch Frauen geben soll, die nicht so eingebildet wie die Österreicherinnen sind und das Wort „Emanzipation“ noch nie gehört haben. Die Situation von Frauen in Osteuropa und zwielichtige Heiratsvermittler werden in der Sendung derart banalisiert, dass es irgendwann nur noch lustig wirkt, wenn Boxtrainer Mario Orsolics den Strand von Popowka nach Alleinerzieherinnen abgrast, weil diese angeblich leichter zu haben wären. „In der Ukraine verfallen viele Männer dem Alkohol, weshalb es viele Scheidungen und damit alleinstehende Mütter gibt“, erklärt eine Stimme aus dem Off.


Ein Schlauchboot reicht aus, um Frauen in der Ukraine zu beeindrucken,
erklärt uns ATV

ATV filmt schließlich die Familie der jungen Mutter, während Orsolics einem Journalisten erklärt, dass er „eh nur schnellen Sex“ wolle. Benehmen sich die Hauptdarsteller einmal zu wenig ausfallend, so wird einfach nachgeholfen. „Was ist jetzt mit der Tänzerin?“, fragt der Journalist Peter Langhammer, der in der Party-Zone Kazantip versuchte hatte, bei einer Gogo-Tänzerin zu landen. Nachdem Langhammer erklärt, dass sie nach Hause ins Bett gehen wolle, hakt er nach: „Wollen Sie ihr nicht nachgehen? Diese Chance wollen Sie sich entgehen lassen?“

ATV holt hier nicht einfach schräge Typen vor die Kamera – vielmehr betreibt der Sender mit seinem Hauptabendprogramm ein Mainstreaming von Sexismus und frauenverachtender Sprache. Alles nur noch banal. Normal. Unterhaltsam.

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