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Wahlen und Geburtstage

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Am 29. September findet in Österreich die Nationalratswahl statt. Wer in Sachen Frauenpolitik bzw. feministische Politik nach Entscheidungshilfen sucht, hier einige Tipps:

Der Österreichische Frauenring (ÖFR) hat einen Fragenkatalog an die Parteien ausgeschickt, in dem sie zu einer Reihe von frauenpolitischen Themen Stellung nehmen sollen. Die Ergebnisse findet ihr hier. Weitere Informationen gibt es auf der tollen Plattform Damenwahl.

Wienerin-Chefredakteurin Sylvia M. Steinitz hat alle SpitzenkandidatInnen der Parlamentsparteien gefragt: „Was tut ihr für die Frauen?

In Deutschland findet die Bundestagswahl bereits am 22. September statt – Entscheidungshilfen bietet der „Kandidaten-Check„.

In der aktuellen Ausgabe der an.schläge gibt es ein Interview mit Sigi Maurer (Grüne) und Katharina Kucharowits (SPÖ) zu lesen, außerdem einen Artikel über Kleinparteien (z.B. „Der Wandel„).

Apropos an.schläge: Das feministische Magazin (für das ich seit Februar arbeite) feiert 2013 seinen 30. Geburtstag! Sehr nette Glückwünsche gibt es z.B. von der Mädchenmannschaft – und ja, das Abschließen eines Abos wäre wirklich ein tolles Geburtstagsgeschenk.

„Wir sprechen f\u00fcr uns selbst!“

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Dieser Text wurde heute von den unten angeführten Organisationen veröffentlicht: 

„Im Rahmen des österreichischen Nationalratswahlkampfs 2013 präsentierten die Grünen vor kurzem auf Facebook ein Sujet, das zwei Schwarze Reinigungsfrauen zeigt. Übertitelt ist das Bild mit der Frage: „Wer putzt bei dir?“ Das Foto wurde ursprünglich in Südafrika aufgenommen und von einer Bildagentur erworben.

Statement zum Sujet „Wer putzt bei dir?“ der Grünen im Rahmen des Nationalratswahlkampfs 2013

Unsere vielseitigen Widerstände gegen eine lange Tradition «gut gemeinter» paternalistischer, sexistischer und rassistischer Darstellungsweisen Schwarzer Frauen beginnen und enden weder mit dem Nationalratswahlkampf 2013 noch sind sie auf Österreich beschränkt. Denn jenseits der Wahlen kämpfen wir als Schwarze Frauen*, Women* of Color und Migrantinnen* tagtäglich auf individueller und struktureller Ebene gegen (neo)koloniale Ausbeutungsverhältnisse und rassistische und (hetero)sexistische Gewalt.

Wir wehren uns gegen die unreflektierte Verwendung von Bildern als Auslöser für Diskussionen, die auf dem Rücken von Schwarzen Frauen*, Women* of Color und Migrantinnen* ausgetragen werden, und so unsere Stimmen und Widerstände unsichtbar machen. Dies alles, ohne die Privilegien derjenigen zu hinterfragen, die an unserer Unterdrückung beteiligt sind. Wie ungebrochen diese Privilegien sind, zeigt sich auch im Umgang mit Kritik. So verwundert es nicht, dass auch die Grünen die stereotype und plakative Bebilderung zwar als Gratwanderung, jedoch als notwendiges Mittel verteidigen und Kritiken mit dem Hinweis abtun, diese seien „nicht beabsichtigte Interpretationen“. Einmal mehr wird die mangelnde Bereitschaft, sich mit Rassismus und Sexismus auseinanderzusetzen und Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, offensichtlich.

Weiters sprechen wir uns gegen die ins Feld geführten Argumente rund um die Nützlichkeit und Wirtschaftlichkeit von Migrant*innen aus und weisen Versuche, uns nach unserer Verwertbarkeit zu kategorisieren, entschieden zurück. Jenseits von »gnädigen« Opferdiskursen fordern wir die Anerkennung von internationalen Bildungsabschlüssen, uneingeschränkten Zugang zum österreichischen Arbeitsmarkt und zu Sozialleistungen, gerechte Entlohnung, einen generellen Abschiebestopp und Bewegungsfreiheit für Alle! Wir lassen uns nicht auseinanderdividieren und solidarisieren uns mit allen Arbeiter*innen und Asylsuchenden!“

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Dieses Foto wurde beim Solidaritätspicknick im Servitenkloster vom Fotografen Mustafa Naqvi aufgenommen. Wir solidarisieren uns mit dem Kampf für Menschenrechte und unterstützen die Forderungen der Refugees!

Liste der unterzeichnenden Organisationen (in alphabetischer Reihenfolge):

ADEFRA – Schwarze Frauen in Deutschland, Afrikanet.info, Afrika Vernetzungsplattform (AVP), GHANA UNION, GHANA UNION YOUTH, ISD Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, maiz – Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen, migrazine.at, PAMOJA – Bewegung der jungen afrikanischen Diaspora, PANAFA – Pan African Forum in Austria, Peregrina

Politisch korrekt

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Gerade habe ich mir den Ö1-Beitrag über Political Correctness angehört. Florian Klenk (Falter), Birgit Sauer (Uni Wien) und andere erklären darin ihre Positionen zur ungeliebten Korrektheit. Ich will jetzt gar nicht zu weit ausholen, aber drei Punkte ärgern mich ganz besonders an diesem Beitrag.

1. Da wird ziemlich viel in einen Topf geworfen. Ja, es ist sehr interessant, darüber zu diskutieren, inwieweit bestimmte Politikformen individualisiert werden, wie viel neoliberale Ideologie in Feminismen steckt und ob Frauenpolitik nicht häufig elitäre Interessen vertritt. Und ja, wie überall gibt es auch unter Linken und unter Feminist*innen Menschen, deren Botschaften nicht mit ihren Handlungen übereinstimmen. Aber nachdem ich diesen Beitrag gehört habe, bleibt der Eindruck zurück, dass Menschen, die rassistische/sexistische Sprache nicht verwenden (weil sie rassistisch/beleidigend/abwertend ist…), scheinheilig sind. Das stimmt einfach nicht.

2. Die Unmarkierten bleiben so gerne unmarkiert. „Man“ darf nicht einmal mehr das und das sagen, ist so oft (nicht nur im Beitrag) zu hören. Hinter dem „man“ stehen aber konkrete Personen und Personen, die sich dazu in den Medien äußern (können), sind meist mehrfach privilegiert. Wenn Florian Klenk davon erzählt, dass er gerne mehr Reportagen seiner „Kollegen“ darüber lesen möchte, wie es „den Chinesen“ in Wien geht, so wie das die großen Journalisten vergangener Tage getan haben, so müsste doch noch einmal darauf hingewiesen werden, dass eben die großen weißen Männer da oben über die da unten berichtet haben und berichten. „Minderheiten“ (zu denen gerne auch mal Frauen gezählt werden) und „Diskriminierte“ werden benannt, die sprechenden Personen thematisieren ihre Position aber häufig nicht. Man ist man. Wenn „Wiener Eltern“ über das schlechte Schulsystem in Wien besorgt sind und ihre Kinder deshalb in teure Privatschulen schicken, sind das nicht „Wiener Eltern“, sondern Wiener Eltern, die über entsprechendes finanzielles Kapital verfügen. Wenn das aber einfach die „Wiener Eltern“ sind und „man“ (also Menschen, die nicht von Diskriminierungen betroffen sind), wird immer wieder etwas als Norm gesetzt, das nur einen kleinen Ausschnitt der Bevölkerung abbildet – alle anderen werden aus diesem „man“ ausgeschlossen. Dieser Umstand kann Journalist_innen und politisch interessierten Menschen egal sein. Aber sie sollten nicht so tun, als würde er nicht existieren.

3. Warum kann „politisch korrekte“ Sprache nicht einmal in Qualitätsmedien sachlich thematisiert werden? „Die Frage, wie eine nicht-diskriminierende Sprache, die alle miteinbezieht, aussehen soll, führt oft zu seltsamen Diskussionen. So ist das beliebte Binnen-I (z. B. die KonsumentInnen) mittlerweile bereits umstritten, weil es von der Existenz zweier klar bestimmter Geschlechter ausgeht, nämlich Mann und Frau. Da werden doch jene ausgegrenzt, die sich nicht zu einem Geschlecht bekennen wollen, so die Kritik. Und deshalb lautet die aktuelle politisch korrekte Schreibweise: Konsument_innen“, ist da auf der Website von Ö1 zu lesen. Ja, so hat der Journalist die Lacher (einer bestimmten Zielgruppe) auf seiner Seite. Diese Feministinnen, was denen alles einfällt! Sich die wissenschaftliche Argumentation dahinter anzusehen und dann sachlich zu argumentieren, warum die Gender-Gap-Schreibweise nicht zielführend ist – wäre das zu viel Aufwand? Aber das Problem ist ja, dass die politisch korrekten Menschen nur moralisieren und dabei so wenig sachlich sind.

 

Verlinkt

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In eigener Sache: Ihr seid herzlich zur Podiumsdiskussion „Feministisch herausgefordert“ am 11. Juni um 19 Uhr in der Buchhandlung ChickLit eingeladen! Die Diskussion ist die Abschlussveranstaltung des feministischen Lesekreises, den wir beim Verein Genderraum organisiert haben. Keine Sorge, ihr müsst aber nicht am Lesekreis teilgenommen haben, um der Diskussion folgen zu können. Diskutieren werden Alexandra Weiß (die auch einen Impulsvortrag zum Thema “ Disziplinierter Feminismus? Zwischen neoliberaler Einpassung und Antifeminismus“ halten wird), Birge Krondorfer, Niki Staritz und Ulli Koch. Anschließend laden wir zu Wein und Brötchen. All genders welcome.

Die Mädchenmannschaft hat eine Serie zu Frauen in rechten Netzwerken gestartet.

Die Femgeeks präsentieren deprimierende Zahlen zu Frauen* im Film/in der Filmbranche.

Anne Roth hat auf 50prozent.noblogs.org ein spannendes Projekt gestartet: „50 Prozent sind die Hälfte. Frauen sind in etwa die Hälfte aller Menschen, aber selten die Hälfte auf Podien, am Mikro, bei Talk-Shows oder Konferenzen. ’50 Prozent‘ dokumentiert, wieviele Frauen* es tatsächlich sind.“ Mitmachen erwünscht!

Viruletta berichtet auf der Mädchenmannschaft von der Frauenflüchtlingskonferenz in Hamburg.

„How Women-Only Comedy Spaces Break Up the Boys‘ Club“, ist auf der Website des Bitch-Magazins zu lesen.

Mahriah berichtet auf ihrem Blog von sexistischen Angriffen am Barcamp Graz und sucht nach Handlungsstrategien.

Ich habe für die an.schläge einen Kommentar zur Medienberichterstattung über (sexualisierte) Gewalt geschrieben.

Am 22. Juni findet das 2. FemCamp in Linz statt. Anmeldungen sind ab sofort möglich!

Femcamp Wien

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Am Samstag, den 16. März findet in Wien das Femcamp statt: ein Barcamp speziell für Frauen*, das aber für alle offen ist. Worum es dort geht: um die Präsenz von Frauen* in Social Media, Sexismus im Netz, Vernetzung, Netzpolitik – das Themenfeld ist also sehr breit und bietet Platz für ganz unterschiedliche Diskussionen. Und so soll das ja auch sein bei einem Barcamp. Wer von euch mit dem Begriff gar nichts anfangen kann, findet hier eine einfache Beschreibung des Konzepts.
Kurz zusammengefasst: Es gibt keinen Zeitplan vorab, erst bei der Veranstaltung einigen sich die Teilnehmer_innen auf den Ablauf, alle sollen sich aktiv beteiligen, jede und jeder ist dazu eingeladen, eine Session zu leiten. Vorschläge können aber bereits vorab gemacht werden, dazu könnt ihr euch einfach in das Wiki eintragen (eine Registrierung ist notwendig). Ich habe zusammen mit Mariah eine Session zu Netzfeminismus vorgeschlagen – natürlich werden wir unter anderem das Netzfeministische Bier vorstellen.

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In Wien hatte Sigi Maurer von den Grünen die Idee, ein Femcamp zu organisieren, sie hat die Veranstaltung mit anderen engagierten Netz-Expertinnen auf die Beine gestellt (Infos zum Orga-Team auf der Website). Auf der Femcamp-Seite findet ihr außerdem eine Liste mit allen Menschen, die bereits zugesagt haben – dort solltet ihr euch auch gleich eintragen (Wie ihr sehen werdet, eine gute Gelegenheit, viele tolle Netzaktivistinnen*, Politikerinnen*, Journalistinnen*… zu treffen).

Das Femcamp startet um 9.30 Uhr im Microsoft-Gebäude am Europlatz, für eine kostenlose Kinderbetreuung ist gesorgt (Anmeldung erforderlich!).

Für alle, die noch nicht auf Twitter aktiv sind, aber das einmal ausprobieren möchten, gibt es zusätzlich schon am kommenden Samstag eine kostenlose Twitter-Schulung im Metalab. Dort wird euch Internet-Allround-Expertin Lena Doppel alle Basics erklären und ihr dürft sie auch mit Fragen löchern – diese Chance  solltet ihr nutzen!

Wir sehen uns!

Link: Facebook-Seite Femcamp / Twitter 

Wehrpflicht – ja oder nein?

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Am 20. Jänner 2013 findet in Österreich eine Volksbefragung zum Thema Wehrpflicht statt. Die Fragestellung auf dem Stimmzettel wird folgendermaßen aussehen:
„a) Sind Sie für die Einführung eines Berufsheeres und eines bezahlten freiwilligen Sozialjahres oder
b) sind Sie für die Beibehaltung der allgemeinen Wehrpflicht und des Zivildienstes?“

Ich war erst mal lange Zeit ratlos. Was bedeutet ein Berufsheer für einen Staat überhaupt? Und leider auch: Ist es überhaupt sinnvoll, sich diese Frage zu stellen? Schließlich handelt es sich bei der Wehrpflicht wohl nicht nur um das falsche Thema für eine Volksbefragung, auch scheint es (wie so oft in Österreich) nicht um die Sache zu gehen. Andreas Koller formuliert das in den Salzburger Nachrichten etwa folgendermaßen: „Zur Erinnerung: Wiens Bürgermeister Michael Häupl befahl seiner Partei, der SPÖ, per Fingerschnippen, ihr Jahrzehnte in Stein gemeißeltes Bekenntnis zur Wehrpflicht auf die Mülldeponie zu kippen und durch ein Bekenntnis zum Berufsheer zu ersetzen. Niederösterreichs Landeshauptmann Erwin Pröll wiederum schaffte es mühelos, seinem angeblichen Parteichef Michael Spindelegger – der vordem von derlei nichts wissen wollte – eine Volksbefragung über die Wehrpflicht aufzuschwatzen. Das von Häupl und Pröll aus reiner Wahltaktik gesetzte Thema hält seither die Politik der ganzen Republik im Banne.“ („Die große Heeres-Stümperei„)

Dass die Volksbefragung mit der Beibehaltung der Wehrpflicht enden wird, ist sehr wahrscheinlich. Überhaupt fehlt die Fragestellung, ob wir das Bundesheer in der gegenwärtigen Form noch brauchen, völlig, über eine Reformierung kann nicht abgestimmt werden. (Die KPÖ sammelt gar Unterschriften für eine Abschaffung des Bundesheeres.) An der Befragung werde ich dennoch teilnehmen, allein schon, weil mich die Diskussionen im Vorfeld zum Teil rasend gemacht haben. Zwar traten da in verschiedenen TV-Formaten Militärexperten auf und schilderten ihre Positionen zu Strategie und der Kostenfrage (die für Laien natürlich schwierig einzuordnen/zu überprüfen sind), in meiner Wahrnehmung stand abseits von Zivildienst und Katastrophenschutz jedoch häufig die Frage im Zentrum, was wir denn mit den jungen Männern machen sollen und was das Beste für sie sei.

Können Maturanten in diesem (halben) Jahr eine Art Auszeit nehmen und über ihre Studienwahl nachdenken? Oder verlieren sie karrieretechnisch gar den Anschluss? Lernen Rekruten beim Heer das erste Mal in ihrem Leben, Ordnung im Kasten zu halten (ein Argument, das mir schon häufig begegnet ist) und Zivildiener, auf andere Menschen Rücksicht zu nehmen? Besonders problematisch finde ich es, wenn Politiker_innen sich mit solchen Aussagen zu Wort melden: „Also ein paar Monate Zivildienst oder Bundesheer tun den jungen Männern sicher gut.“ (Gabi Burgstaller im Interview mit den Salzburger Nachrichten) Heinz-Christian Strache geht da noch einen Schritt weiter: „Die Wehrpflicht schadet jungen Männern sicher nicht. Eine Mutter muss sich nicht fürchten: Die Söhne sollten einmal aus dem Hotel Mama ausziehen und im Rahmen des Bundesheeres oder Zivildienstes mit verschiedenen sozialen Schichten zusammenkommen und Lebenserfahrungen sammeln.“ (Interview, Die Presse)

Und hier wären wir beim Kern der Sache angekommen: Beim Heer werden aus Burschen Männer gemacht, die Kasernen dienen als zentrale Orte der Mannwerdung. „Während der Ableistung des Wehrdiensts lernen die jungen Männer Kameradschaft und Zusammenhalt“ ist so auch unter den 100 Argumenten für die Wehrpflicht auf der Website der Initiative „Einsatz für Österreich“ zu finden. Raewyn Connell formuliert das so: „Gewalt im größtmöglichen Maßstab ist eine Aufgabe des Militärs. Kein Bereich war für die Definition von Männlichkeit in der westlichen Kultur wichtiger.“ 1917 wurde dieser Grundsatz in den USA gar noch wortwörtlich auf Rekrutierungsplakate gedruckt: „Die Armee der Vereinigten Staaten macht Männer.“ Die Trennung von Frauen ist also ein wichtiges Element, die Abwehr von Weiblichkeit Bedingung für „Vermännlichung“ und Militarisierung, deren Werte „zu gehorchen, sich unterzuordnen, sich anzupassen und sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, im ‚Ernstfall‘ unhinterfragt Menschen zu töten“ darstellen.

Zu diesem Thema gibt es viele interessante Bücher/Aufsätze, einen guten Einstieg bietet zum Beispiel ein Vortrag der Politikwissenschafterin Eva Kreisky, der online verfügbar ist: „Fragmente zum Verständnis des Geschlechts des Krieges„. Auch der Sozialpsychologe Rolf Pohl hat mehrere Aufsätze zum Thema verfasst. Und Henning von Bargen erklärt in einem Diskussionspapier, warum er für eine Abschaffung der Wehrpflicht und vor allem für eine Entmilitarisierung der Gesellschaft eintritt.

Eine Entmilitarisierung steht in der österreichischen Debatte nicht zur Diskussion, wer sich dennoch in das Thema Wehrpflicht pro oder contra vertiefen möchte, findet hier Ansatzpunkte: Barbara Blaha tritt für eine Beibehaltung der Wehrpflicht ein und betreibt einen Blog unter diefakten.at. Am 14. Jänner wird sie zudem im Depot unter anderem mit Peter Pelinka und Peter Pilz über die Volksbefragung diskutieren. Argumente gegen die Wehrpflicht findet ihr z.b. auf der Website der Grünen.

Link: Infos zur Volksbefragung

Initiative Abschaffung des Bundesheeres und aktive Friedenspolitik Erläuterung auf Facebook

Enquete – Körperpolitik

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Den heutigen Montag habe ich auf der zweiten Enquete der 20000frauen verbracht: Frauen.Körper.Politik lautete diesmal der Titel. Im Vergleich zur Auftaktveranstaltung (Arbeit.Neu.Denken – Arbeitsutopien) war der Fokus nicht ganz klar: Es wurde etwa über neoliberale Selbstregulierung, das Cyborg Manifesto und gesetzliche Bedingungen für Labien-Verkleinerung gesprochen – was wohl an den unterschiedlichen theoretischen Zugängen der Vortragenden und am heterogenen Publikum lag. Eigentlich mag ich das mit den verschiedenen Zugängen ja ganz gerne. Wenn ein Themenkomplex etwa von Medienwissenschafter_innen ebenso wie von Ökonom_innen betrachtet wird, schärft das zumeist doch den eigenen Blick für Zusammenhänge (so lange es in der Auseinandersetzung gelingt, eine „gemeinsame“ Sprache zu finden).

Diese produktiven Auseinandersetzungen auf außeruniversitären feministischen Veranstaltungen schätze ich besonders. Denn meiner Erfahrung nach gestalten sich die Diskussionen dort sehr spannend – was ich auf wissenschaftlichen Symposien an Unis nicht immer so empfinde. Erstens geht es da auch immer darum, sich vor den Peers zu beweisen und zweitens werden Vorträge oft so angelegt, dass es sehr schwierig ist, den Argumentationen zu folgen, wenn mensch die relevante Literatur nicht gelesen hat. Nicht, dass dieser Zugang keine Berechtigung hätte, aber die Diskussionen, die in solch einem Rahmen stattfinden, haben mich noch selten begeistert. Hier liegt meiner Meinung nach die Stärke von Veranstaltungen, die von Wissenschafter_innen und Aktivist_innen aus ganz unterschiedlichen Disziplinen besucht werden: Es werden Fragen gestellt, die sich Expert_innen eines bestimmten Gebiets oft gar nicht mehr stellen. Und auch, wenn dabei (mitunter problematische) Verkürzungen entstehen, habe ich Vorträge von bestimmten Wissenschafter_innen schon als spannender erlebt, wenn sie nicht vor einem einschlägigen Fachpublikum stattgefunden haben.

So habe ich das auch diesmal wieder bei den 20000frauen erlebt. Wenn etwa eine Medientheoretikerin mit einer Gesundheitsbeauftragten diskutiert, wird sofort sichtbar, welche Spannungen und Widersprüche es zwischen feministischer Theorie und institutionalisierter Frauenpolitik gibt. Wobei der Austausch hier natürlich nicht immer produktiv verläuft: Die Fokussierung auf tagespolitische Fragestellungen kann dem Andenken von Utopien durchaus im Weg stehen (Aber: auch gescheiterte Diskussionen empfinde ich als informativ). Wenn dann auch noch im Plenum über „notwendige“ Aktionen und die Entwicklung „der Frauenbewegung“ gesprochen wird, zeigen sich ebenso deutlich die Ausschlüsse und Ent_nennungen, die hierbei produziert und immer wieder aufs Neue be_nannt werden müssen.

Am Nachmittag habe ich übrigens den Workshop der Sexualpädagogin Bettina Weidinger besucht. Sie arbeitet hauptsächlich mit Kindern und Jugendlichen und verfolgt dabei das Anliegen, Basiswissen zu Sexualität zu vermitteln, was unter anderem das Enttarnen von Mythen und das Hinterfragen von Normen beinhaltet (wie weit diese Reflexion konkret in der Praxis geht, kann ich nicht beantworten, leider war die Zeit für dieses spannende Thema viel zu kurz). Im Zentrum steht schließlich die (gar nicht so einfache) Frage: Was will ich? (Mehr Infos gibt es auf der Website des Instituts für Sexualpädagogik) Dass solche Workshops eigentlich nicht nur für Kinder und Jugendliche interessant wären, sieht auch Weidinger so – allerdings fehlt es nicht zuletzt an Institutionen, die solche Veranstaltungen für Erwachsene fördern bzw. finanzieren.

„Wir reden seit 40 Jahren über dieselben Dinge“ – dieses Resümee wurde wie so oft im feministischen Kontext am Ende der Veranstaltung gezogen. Und ja, es ist tatsächlich äußerst deprimierend, wenn es in Österreich etwa seit Jahrzehnten nicht gelingt, bestimmte Forderungen in Bezug auf Abtreibung politisch durchzusetzen – aber gerade solche Beispiele zeigen, dass es notwendig ist,  dieselben Themen unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen immer und immer wieder zu diskutieren. Veranstaltungen wie diese sollte es diesbezüglich viel häufiger geben (Ich freue mich schon auf die FrauenSommerUni im Burgenland!).

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