TagEqual Pay Day

„Arbeit ist eine Beschäftigung, für die man Geld bekommt, und hat man keine Arbeit, so hat man auch kein Geld.“

Die Schülerin, die diese Aussage 1986 als neunjährige bei einem IG Metall-Wetbewerb zu Thema Arbeit getätigt hat, ist jetzt an die 33 Jahre alt und wird, falls sie überhaupt im monetär vergüteten Arbeitssektor tätig ist, zu jenen Frauen gehören, die ab morgen statistisch gesehen gratis arbeiten. Im bundesweiten Durchschnitt. Lebt sie in Wien, wird sie „erst“ ab dem 15. Oktober gratis arbeiten, lebt sie hingegen in Vorarlberg, arbeitet sie schon seit 6. September unentgeltlich.

Der Equal-Pay-Day-Kalender ist eröffnet!

Wann der Equal-Pay-Day, also der Tag der Entgeltgleichheit, „begangen“ wird, hängt davon ab, wie groß die Einkommensdifferenz im jeweiligen Bundesland ist. Österreichweit liegt die Einkommenschere im Durchschnitt bei 24,3 %. Frauen verdienen also nach wie vor knapp ein Viertel weniger als Männer. Männer haben statistisch gesehen bereits am 4. Oktober jene Geldmenge verdient, für die Frauen noch bis zum 31. Dezember arbeiten müssen.

Für alle, die sagen, dass der Equal-Pay-Day ja bereits gewesen wäre, nämlich am 13. April, ja, das stimmt. Mit diesem Datum wurde der Tag markiert, bis zu dem Frauen noch arbeiten mussten um das selbe Geld verdient zu haben, das Männer bereits am 31. Dezember 2010 hatten. Nicht immer ist Arbeit also eine Beschäftigung, für die man Geld bekommt – schon gar nicht frau!

Gleicher Lohn für gleichWERTige Arbeit!

Das ist die Forderung, die Frauen schon seit 83 – in Worten: DREIundACHZIG – Jahren stellen. 1928 bereits forderte Käthe Leichter auf dem ersten Gewerkschaftskongress in Österreich, der sich mit Frauenarbeit beschäftigte, „gleichen Lohn für gleiche Leistung“. Wir können natürlich noch einmal 80 Jahre, in das Jahr 1848, zurückgehen, zum Wiener Sturmjahr, in dem der erste organisierte Frauenprotest in Österreich gegen Lohnkürzungen von Frauen stattgefunden hat.

Im europäischen Vergleich schneidet Österreich, was die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern betrifft, besonders miserabel ab. Von allen Ländern des Europäischen Raumes, in denen Daten erhoben wurden (die letzten stammen von 2009), findet sich Österreich an vorletzter Stelle. Nur in Tschechien ist die Differenz im Bruttostundenlohn von Frauen und Männern noch höher.

Bringt uns Kuchen der Entgeltgleichheit näher?

Am 13. Oktober, also zwei Tage vor dem Equal-Pay-Day in Wien, findet eine „große Kuchenaktion“ unter dem Motto „Holen Sie sich ein Stück vom Kuchen“ in der Meidlinger Hauptstraße organisiert von der Wiener Frauenstadträtin, statt. Um 10 Uhr wird Frau Frauenberger den Kuchen persönlich anscheiden.

Aber Genossinnen, wollen wir uns wirklich mit Kuchen abspeisen lassen? Nein! Wenn schon Kuchen, dann seine Kalorien in der doppelten Menge Gold aufgewogen!

Solidarischfemininistische Grüße,

ba

Die Aussage der Schülerin ist zitiert nach  einem gleichnamigen Aufsatz von Gisela Notz (2010), in: Frauen im 21. Jahrhundert.

Wochenschau

W

Für morgen Dienstag wurde in Österreich der Equal Pay Day festgesetzt – ab morgen arbeiten Frauen also statistisch gesehen für den Rest des Jahres 2011 gratis. Die Redaktion von diestandard hat recherchiert, wie Einkommensdifferenzen eigentlich berechnet werden.

Bist du Mädchenmannschaft-Leser_in? Dann solltest du noch bis 17. Oktober an der Online-Umfrage einer Nachwuchswissenschafterin teilzunehmen. Auch dem Mädchenblog – Team könnt ihr im Rahmen der Umfrage euer Feedback zukommen lassen!

Im Oktober wird voraussichtlich auch in Wien ein Slutwalk stattfinden. Auf dem Slutwalk Vienna Blog könnt ihr auf dem Laufenden bleiben, auch in den verschiedenen Arbeitsgruppen könnt ihr euch noch einbringen, wer zur Maillingliste hinzugefügt werden möchte, schreibt an: slutwalkvienna[at]riseup.net

In Österreich gibt es derzeit weniger als 20 Prozent Professorinnen. Christine Färber, Professorin für empirische Sozialforschung, hat Berufungsverfahren und informelle Männernetzwerke untersucht und plädiert für Quoten: „Exzellenz ist selten weiblich“ (Interview auf orf.at). Morgen wird Christine Färber beim Symposium „Hat wissenschaftliche Leistung ein Geschlecht?“ an der Uni Wien sprechen.

Morgen Dienstag wird Alice Schwarzer in der Wiener Hauptbücherei aus ihrer aktuellen Publikation „Lebenslauf“ lesen. Start: 19 Uhr.

Die Oktober-Ausgabe der Anschläge wartet auf euch! Themen sind unter anderem Leihmutterschaft aus feministischer Perspektive und die arbeitsrechtliche Organisierung von Hausarbeiter_innen.
Im September ist außerdem die neue fiber erschienen – diesmal mit einem Artikel von mir zum 100. Internationalen Frauentag.

Das Gunda Werner Institut startet am 4. Oktober eine Online-Debatte zum Thema Geschlechterpolitik („Bündnisse – Ein Weg zu erfolgreicher Geschlechterpolitik? Was ist der Streit Wert?“). Mehr Infos dazu gibt es auf dem Missy-Blog.

Ans Herz gelegt: Die Blog-Empfehlung des Monats. Fuckermothers.

Wochenschau

W

Die Österreich startete vergangene Woche die erste Verhandlungsrunde zur Gemeinsamen Obsorge, die Justizministerin Bandion-Ortner verwirklichen möchte. Das erste Treffen blieb ergebnislos – Frauenministerin Heinisch-Hosek hatte im Vorfeld die automatische Gemeinsame Obsorge nach Scheidungen bereits abgelehnt. In einem Kommentar in der „Presse“ erklärt Sibylle Hamann, warum sie die Argumente der Justizministerin „fassungslos“ machen.

Am 25. März fand in Deutschland der „Equal Pay Day“ statt. Nadine hat auf der Mädchenmannschaft Informationen und hilfreiche Literatur-Tipps zur Lohnschere und strukturelle Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt zusammengestellt: Link

Kaili Joy Gray kritisiert auf „Daily Kos“ den Sexismus, der Sarah Palin trifft. „She is, as I have said before, hyper-partisan, painfully ignorant, pathologically dishonest, chronically unethical, intellectually unconscious, and jaw-droppingly stupid. And those are her better qualities. But that does not mean that sexist attacks on her are immune from criticism.“

Keine neue Erkenntnis: Vorstellungen von Geschlecht und Geschlechterrollen beeinflussen Biolog_innen bei ihrer Arbeit. Die Biologinnen Kristina Karlsson Green und Josefin Madjidian von der Universität Lund haben das in einer Studie anhand der Beobachtungen von Fortpflanzung bei Tieren beschrieben. Link

Alexandra Föderl-Schmid hat bei der „International Conference of Women Media Leaders“ Journalistinnen aus arabischen Staaten getroffen, „für die der Kampf um Frauenrechte ein ganz persönlicher ist“. Link

Die neue Ausgabe der „Anschläge“ ist da. Schwerpunkthema ist diesmal die Präimplantationsdiagnostik, Cilja Harders und Heba Amr schreiben zum „Frauentag auf dem Tahrir-Platz“ (online frei zugänglich).

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