ArchiveSeptember 2010

Postcards from America #3

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Tag 2 in New York, Manhattan, die „eigentliche“ Stadt. Die Strassen stets ueberfuellt mit Tourist_innen und Leben, etwas das mir in Wien gelegentlich fehlt (nein, ich meine nicht die Tourist_innen). Wer in Manhattan lebt, der/die hat es angesichts der Mietpreise geschafft. John, der fuer die Regierung arbeitet, wohnt in Brooklyn und bezahlt 1300 Dollar monatlich fuer sein (recht gerauemiges) Single-Appartement. Seine Freudin Sarah und ihr Partner bezahlen fuer 20 Quadratmeter weniger den selben Preis. Und zwar, weil das Appartement eine Metro-Station naeher an Manhattan liegt.

 

Was New York so lebendig macht, sind wohl auch die Bewohner_innen aus ganz unterschiedlichen Laendern und Kulturen. Ein internationales Flair, das auf den ersten Blick idyllisch wirkt. Doch Ethnizitaet ist hier wohl weitaus entscheidender als Geschlecht, wenn es um die Verteilung von Arbeit geht. Tuersteher_innen, Hot Dog Verkaeufer_innen, Reinigungspersonal – in diesen Positionen arbeiten Schwarze, Latin Americans und Menschen aus dem Nahen Osten. Maenner wie Frauen.

Eine durchwegs charmante, wenn auch ebenfalls gentrifizierte Gegend ist Greenwich Village. Bevor die Mieten unbezahlbar wurden, siedelten sich  viele Kuenstler_innen an (die Beat Generation versammelte sich hier einst), heute ist das Viertel ein Zentrum der New Yorker Gay Communinity und der (Upper Middleclass) „Latte Sipping Liberals“. Durch Greenwich Village verlauft die Christopher Street, jene Strasse, die dem deutschen „Christopher Street Day“ ihren Namen verleiht. Erinnert wird an einen Aufstand von Homosexuellen im Jahr 1969, als diese sich gegen zunehmende Polizeigewalt zur Wehr setzten. In New York wird diesem Ereignis am letzten Samstag im Juni gedacht, dem Christopher Street Liberation Day.

Postcards from America #2

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Ich bin in New York angekommen. In Brooklyn, Naehe Park Slope, ein sehr nettes Viertel, Brooklyn Brownstone, wenn auch klassisches Opfer der Gentrifizierung. Ein wenig wie der Prenzlauer Berg, nur mit etwas mehr Charme.

In New York ist der Herbst noch nicht angekommen, ich geniesse (sic) einen lauen Restsommertag vor dem Labour Day, halb Brooklyn treibt sich im Prospect Park herum, grillt, joggt, heiratet oder sonnt sich auf den schier endlosen Gruenflaechen. Etwas erinnert mich an Stockholm: Im Gegensatz zu Oesterreich sind viele Vaeter mit Kleinkindern zu sehen, auch wenn Mama nicht dabei ist. (Nun gut, Brooklyn ist nicht unbedingt repraesentativ fuer die Vereinigten Staaten.)

Auf dem Nachhauseweg ist mir die „Gay City News“ ins Auge gesprungen. Neben politischer und gesellschaftlicher Berichterstattung gibt es in der Gratiszeitung („Serving Gay, Lesbian, Bi and Transgendered New York“) Veranstaltungstipps fuer jeweils 14 Tage im Voraus – von Theater und Performance bishin zu Party, Ausstellungen oder Festivals. „Gay City News“ gibt es natuerlich auch online: Link

Postcards from America #1

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Noch bin ich nicht in New England, sondern Pennsylvania. Ein charmanter Bundesstaat: Wald, Wildnis und kleine idyllische Doerfer, die als historische Schauplaetze mit Mitteln der Regierung am Leben gehalten werden. Dazwischen Siedlungen, in denen sich identische Haueser endlos aneinanderreihen (einige mit Pool, Tennisplatz und Clubhaus, andere dem Verfall nahe), umringt von Fast Food Restaurants, Walmarts und Giant Stores.

Pennsylvania teilt sich in 67 Counties, unweit von Philadelphia liegt Lancester, die Gegend, in denen nach Ohio die meisten Amish leben. Obwohl man bereits unzaehlige Dokumentation ueber sie gesehen hat, ist es ein seltsames Gefuehl, sie tatsaechlich bei der Ernte rund um ihre charakteristischen Farmen zu beobachten. Bei einer Fahrt durch Lancester County muss man/frau staendig Kutschen, Pferdefuhrwerke oder Maenner auf ihren Tretrollern ueberholen. Maenner, versteht sich, denn die Amish, die jeglichen technischen Fortschritt ablehnen, leben in extrem patriarchalen Strukturen. Dennoch werden sie von vielen Menschen romantisiert: Ein Leben mit Gott, harter Arbeit und Kerzenlicht. Die strengglauebige Gemeinschaft, die sich selbst als auserwaehltes Volk Gottes betrachtet, waechst aufgrund hoher Geburtenraten sogar kontinuierlich.

Die nettesten Plaetze in Pennsylvania findet man/frau abseits der Highways. Lokale Baeckereien (die nicht nur Cupcakes und Cookies verkaufen), stillgelegte Fabriken und idyllische Landschaften. Oder aber Baldwin’s Book Barn in Chester County. Die alte Scheune beherbergt auf vier Stockwerken tausende von gebrauchten Buechern, einige Hauskatzen und gemuetliche Lese-Ecken. Kaum zu fassen, aber wahr: Auch eine Gender Studies Abteilung wurde eingerichtet. Ich darf nun eine abgenutzte Essay Sammlung von Teresa de Lauretis mein Eigen nennen.

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