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Monika Hauser – Kampf gegen sexualisierte Gewalt

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2008 erhielt Monika Hauser den Alternativen Nobelpreis. Ausgezeichnet wurde ihr „unermüdlicher Einsatz für Frauen, die in Krisenregionen schrecklichste sexualisierte Gewalt erfahren haben“ – die Gynäkologin und Gründerin von „Medica Mondiale“ ist einer breiten Öffentlichkeit als unermüdliche Kämpferin für Frauenrechte bekannt geworden. In den Zentren von „Medica Mondiale“ werden Frauen betreut, die von sexualisierter Kriegsgewalt betroffen sind, darüberhinaus wird Aufklärungs- und Lobbyarbeit betrieben.

Im Wiener Radiokulturhaus sprach Monika Hauser gestern mit Ö1-Journalist Johannes Kaup (vor einem ausschließlich weiblichen Publikum) über ihre Arbeit in Kriegsgebieten und die vielen Missstände, die es zu bekämpfen gilt.
Als Hauser sich 1992 auf den Weg nach Bosnien machte, um eine Hilfsorganisation für Frauen aufzubauen, die sexualisierte Kriegsgewalt erlebt hatten, verband die Ärztin bereits eine lange Geschichte mit dem Thema. Schon mit 13 Jahren erfuhr sie von ihrer Südtiroler Großmutter, dass diese regelmäßig von ihrem Ehemann vergewaltigt worden war. Was sie in diesem Alter noch nicht richtig einordnen konnte, erlebte sie nach ihrem Medizinstudium erneut an einem Bezirkskrankenhaus in Südtirol, wo sie aufgrund ihres Engagements bereits nach kurzer Zeit „rote Hexe“ gerufen wurde. Und dabei beschränkte sich die Gewalt gegen Frauen nicht „nur“ auf Vergewaltigungen: Als eines Tages einer Bauersfrau mit starken Unterleibsschmerzen fortgeschrittener Eierstockkrebs diagnostiziert wurde, verweigerte ihr Ehemann die Operation – erst nach der Ernte sei dafür Zeit. „Nach der Ernte war die Frau natürlich bereits verstorben“, erzählt Hauser.

Unermüdlich weist die Ärztin darauf hin, dass (sexualisierte) Gewalt gegen Frauen nicht nur im Kosovo und im Kongo passiert und mit einer religiösen Gemeinschaft verknüpft ist  – Gewalt gegen Frauen sei vielmehr Ausdruck der patriarchalen Gesellschaftsordnung und nicht Beziehungs- oder Einzeltat. Auch gegen die Darstellung von Frauen als „zerstörte“ Opfer wehrt sich Hauser im Rahmen ihrer Arbeit  – „Medica Mondiale“ verfolgt einen emanzipatorischen Ansatz, Frauen soll trotz allem, was sie erlebt haben, ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht werden. Neben einer Traumatisierung und seelischen Demütigung erleben diese Frauen häufig auch Ausgrenzung in ihrem sozialen Umfeld: Vergewaltigte Frauen müssen ihr „Schande“ verbergen und werden mit den Mechanismen des „blame the victim“ konfrontiert. „Selbst in Deutschland habe ich Männer erlebt, die mit ihren Frauen nichts mehr zu tun haben wollten, nachdem diese vergewaltigt worden waren. Und dann tauchen die Fragen auf: Musste sie wirklich im Minirock alleine auf die Straße gehen?“


Bei der Verleihung des Alternativen Nobelpreises / Foto: Cornelia Suhan

So fällt vielen betroffenen Frauen das Sprechen über das Erlebte noch schwerer – für andere ist es eine wichtige Therapie. Gerade im ehemaligen Jugoslawien ist sie Frauen begegnet, die unbedingt vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag aussagen wollten, Monika Hauser ortet hier massive Misstände. Der Tatbestand der Vergewaltigung wurde etwa immer wieder aus der Anklageschrift entfernt, weil er juristisch so schwer nachzuweisen sei. Auch seien Betroffenen widersprüchliche Aussagen nachgewiesen worden. „Wenn eine schwer traumatisierte Frau gefragt wird, ob das, als sie von 30 Soldaten vergewaltigt wurde, links oder rechts von der Kapelle war, dann kann sie darauf oft keine Antwort geben“, so Hauser. Sogar Fragen zum sexuellen Vorleben der Betroffenen wurden von den Richter_innen zugelassen – in Deutschland und Österreich ist das im Fall einer Vergewaltigung verboten.

Den Alternativen Nobelpreis hat Hauser als „tolle Anerkennung für 17 Jahre schwierige Arbeit“ empfunden. Mittlerweile ist „Medica Mondiale“ auch in Liberia und in Afghanistan tätig, insbesondere in Afghanistan sieht Hauser Rückschritte, was die Lebensumstände von Frauen betrifft. Die Armut hat seit 2001 stark zugenommen, viele Frauen seien mit 20 bereits „körperliche und psychische Wracks“. Geld werde von den Familien oft nur für die medizinische Versorgung der Söhne ausgegeben, für zwangsverheiratete Frauen gebe es kaum die Möglichkeit zum Ausbruch aus ihrem sozialen Umfeld. Hier prangert Hauser die verpassten Chancen der internationalen Gemeinschaft an, Frauenrechte würden zwar instrumentalisiert, aber in der Realität vernachlässigt. Wenn die deutsche Regierung an Unterstützung für den Kongo keine menschenrechtlichen Forderungen knüpft, dann werde auch hier die Verantwortung der internationalen Politik nicht wahrgenommen. Im Kongo werden Frauen regelmäßig von Soldaten und Polizisten vergewaltigt, die unzähligen Massenvergewaltigungen bleiben dabei straffrei. Europa sieht zu. Das sei ein „fatales Signal“, sagt Hauser.

Das Gespräch mit Monika Hauser wird am 9. Februar um 12.05 Uhr und 22.45 Uhr auf TW1 zu sehen sein.
Link Medica Mondiale (mit Möglichkeit zur Online-Spende)
Filmtipp: Grbavica

Buchtipp: Monika Hauser – nicht aufhören anzufangen

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